Das Primat der monetären Unkultur

30.06.2020 von Michael Dunaway
Das Primat der monetären Unkultur

"Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen Schatten!"

Karl Kraus
Österreich. Schriftsteller, 1874-1936

Ein Wort zur kulturellen Verarmung im Schatten des monetären Götzentums. Unter dem Begriff der Kultur vereinen wir im Allgemeinen alles, was unsere persönliche und gesellschaftliche Lebensgestaltung betrifft. Sie lagert seit den Anfängen menschlicher Zivilisation auf dem Boden religiös-esoterischer Ideologien, begründet das politische System, erfasst die Wirtschafts- und Sozialstrukturen, reicht bis in vielfältige Regionen der Lebensart und mündet in künstlerischen Reflexionen intellektuell-emotionaler Befindlichkeiten und Zustände.
An der aufrichtigen Wertschätzung des Menschen, an der Offenheit und Vielfalt seiner Lebenskultur erkennt man die wahre Größe eines Volkes. Indem sie den finanziellen Profit zum erstrebenswertesten Gut erklärt haben, befinden sich die führenden Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften derzeit leider im tiefsten Sumpf menschlicher Antikultur. Die nachrückenden Wirtschaftsmächte in Asien, Südamerika und Afrika werden sich ungeachtet der Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre der anhaltenden Vernichtung kultureller Werte anschließen. Es gibt eine unüberschaubare Menge an Bedauerlichkeiten in Staat und Gesellschaft zu beklagen. Sie alle sind Bestandteil unseres derzeitigen Abgleitens in die kulturelle Bedeutungslosigkeit und schlussendlich der engstirnigen Ausrichtung unseres Handelns auf den finanziellen Mammon zu verdanken.

Im weltweit dominierenden Wirtschaftssystem des freien Kapitalismus, den man in Deutschland zynischerweise auch noch Soziale Marktwirtschaft nennt, manifestiert sich der Untergang jeder vermeintlichen Hochkultur. Das Hauptproblem liegt im denkwürdigen Verlust des Bewusstseins, dass Wirtschaftsaktivitäten jeglicher Art, ob als Arbeitnehmer oder Unternehmer, nur dann einen Sinn ergeben, wenn sie dem Menschen dienen, im weitesten Sinne also Lebenskultur hervorbringen. Vorrangig, das versteht sich von selbst, im Hinblick auf die Existenzsicherung. Nicht minder jedoch im ansonsten einzig sinnvollen Bestreben, dem menschlichen Bedürfnis nach Lebensqualität den größtmöglichen Freiraum einzuräumen.
Es liegt unübersehbar im fragwürdigen Wirken kapitalistischer Wirtschaftsordnungen, dass die Gesellschaft den Menschen nur noch als möglichst preiswerten Leistungserbringer wahrnimmt. Verglichen mit unseren Altvorderen aus grauer Vorzeit pflegen wir in dieser Hinsicht ein eher armseliges Dasein. Wo unsere frühen Vorfahren noch über den Luxus der ausgedehnten Muße und ungegängelten Lebensgestaltung verfügten, da ist der wirtschaftsglobalisierte Jetztzeitmensch den wirklich uncoolen Gefühlen von unerträglichem Leistungsdruck und zermürbender Existenzangst ausgeliefert. Alle Errungenschaften der modernen Zivilisation können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir zu Sklaven einer alles dominierenden, menschenunwürdigen Weltwirtschaft verkommen sind.

Wo kultiviertes Verhalten keinen finanziellen Gewinn abwirft, da verliert es nicht nur sehr schnell seinen Wert, sondern wird bisweilen für nicht mehr gesellschaftsfähig angesehen. Wie etwa das ungeschriebene Grundrecht auf Achtung aller menschlichen Bedürfnisse psychischer wie körperlicher Art in Beruf, Privatsphäre und Gesellschaftsleben.
Arbeitnehmer werden finanziell ausgebeutet und psychisch fertiggemacht, indem man sie immer mehr Dinge gleichzeitig tun lässt. Stichwort Multitasking. Eine Fähigkeit, die der Mensch aus neurostrukturellen Gründen nicht beherrscht. Schichtbetrieb macht Arbeitnehmer krank. Stupide Akkordarbeit degradiert sie zu biologischen Robotern. Glaubenskonzerne unterdrücken den Verstand der Menschen. Althergebrachte Vorurteile vergiften unser Gemeinwesen. Wirtschaftsunternehmen formen unseren Lebensstil und sorgen mit ihren marktbeherrschenden Positionen dafür, dass wir nur noch das wollen, was sie wollen. Minderwertige Konsumprodukte überschwemmen die Märkte ebenso wie primitive Medienformate die Welt des Rundfunks, der Zeitungen und Magazine. Eine kapitalistisch überzüchtete Popkultur schottet beinahe das gesamte Kreativpotential der Menschheit zugunsten weniger, schier gottgleicher Volksikonen und Labels ab. Ältere Menschen werden auf das berufliche und gesellschaftliche Abstellgleis geschoben. Auch sehr bemerkenswert in Sachen Kultur der Ethik: im Bewusstsein der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands pflegt der moralisch illoyale deutsche Exbundeskanzler Gerhard Schröder freundschaftliche und geschäftliche Beziehungen mit dem russischen Kreml-Zar Wladimir Putin, der, wenn man den US-amerikanischen Geheimdiensten glauben darf, zur Tötung amerikanischer und britischer Soldaten aufgerufen hat. Diesen Aufruf kann man durchaus als eine indirekte Kriegserklärung gegen die USA, gegen Großbritannien und ja, auch gegen die NATO, sprich Europa verstehen! Wo bleibt die unmissverständliche Antwort des Westens?

Undemokratische Länder werden zu Mitgliedsanwärtern für EU und Nato gekürt, sofern sich nicht schon dazugehören. Die politisch herbste Enttäuschung des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, die Vereinigten Staaten von Amerika, wollen uns allen Ernstes etwas von Freiheit und Menschenrechten erzählen. Fünf militärische Großmächte spielen sich in beispielloser Arroganz und Anmaßung zu den Herren über 200 Nationen der Erde auf. Scoring-Agenturen bestimmen unseren wirtschaftlichen und damit gleichfalls gesellschaftlichen Wert. Gerade mal 10 Prozent der Menschen besitzen 90 Prozent des Weltvermögens.

Die Gesichter unserer immer noch recht primitiven und überaus anfälligen Zivilisation sind, wie unzählige Beispiele zeigen, allgegenwärtig und sehr vielschichtig. Der helle Wohlstandsschein trügt. Wir leben in einer desolaten Welt, die gezwungen wird, ihr wahres natürliches Gesicht hinter einer grellen Fassade aus weltanschaulichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Zerrbildern zu verstecken.
Des Menschen Urteilsvermögen im Hinblick auf die Erfordernisse eines erfüllten Lebens ist derart verarmt, dass er das unerschöpfliche Füllhorn der Wirklichkeit aus dem Zielgebiet seiner Sehnsucht verbannt, während er die in hinterhältiger Absicht zu seinen Füßen ausgestreuten Scheinwahrheiten religiöser, konsumwirtschaftlicher, politischer und bisweilen pseudophilosophischer Heilsverkünder zu Wegweisern seinens Lebens ernennt. Die leider immer noch überwiegende Mehrheit seiner Brüder und Schwestern in aller Welt inhaliert die mit weitreichenden Zwängen einhergehenden geistigen und weltlich-materiellen Lebenslehren ihrer hinterlistigen Glückspropheten in beispiellpser Blindäugigkeit. Offenbar weitestgehend außerstande, die sich dahinter verbergenden materiellen Interessen zu erkennen, begeben sich Menschen in an und für sich leicht zu durchschauende Abhängigkeitsverhältnisse jeglicher Art, die ihr Leben weit mehr an die Kette legen, als es dem größten Lebensmuffel lieb sein kann. Die altbewährte Methodik ideologischer Verblendung dokumentiert ihre alltäglichen Erfolge in der ungebrochenen Anpreisung steten Wirtschaftswachstums, im Verkauf mangelhafter und verzichtbarer Konsumartikel ebenso wie in der Vermarktung des bodenlosen religiösen Glaubens mit der Vollillusion eines besseren Lebens nach dem Tod.

Die Wurzeln des Übels sind so alt wie die Menschheit selbst. Denn als die menschliche Intelligenz das Licht der Welt erblickte, wurden mit ihr auch Habgier, Egoismus und Boshaftigkeit sozusagen als intellektuelle Überkapazitäten des Selbsterhaltungstriebs geboren. Der "Geist der Evolution" muss in dem wilden Gewusel des Universums wohl übersehen haben, dass der Mensch wegen seiner dynamisch-offen operierenden Mentalkonzeption zwangsläufig das erste Geschöpf auf Erden sein würde, welches seine überlegenen Fähigkeiten gegen die eigene Art richtet. Sonst hätte er besagten Untugenden ein höheres Maß an oppositionellem Mut und hinterfragendem Scharfsinn entgegengesetzt. Doch der unerfahrene, äußerst furchtsame wie leicht in die Irre zu führende Großteil aller Erdenbewohner war den verschleierten Unterwerfungsabsichten ihrer Herren gleicher Spezies stets ergeben.

So wundert es nicht, dass sich im Laufe der vergangenen Jahrtausende ein gewaltiges Heer kritikloser, obrigkeithöriger, allen Täuschungen und Versprechen erliegender, schnurgerade noch so sinnlosen Gesellschaftsnormen folgender, den gesunden Menschenverstand eigenhändig aushungernder, unendlich bedauernswerter Herdenmenschen herausbildete, mit denen die heutigen Architekten inhumaner Weltmodelle immer noch tun und lassen können, was sie wollen. Warum denke ich jetzt gerade an die Follower von "Pharao" Donald Trump?

Von der Kindheit bis zum Sterbelager sind wir Menschen umhüllt von Unwahrheiten, Tabus, soziologischen und religiösen Ritualen, von familiären, schulischen, politischen und wirtschaftlichen Manipulationen, die nur einen Zweck verfolgen: die nachhaltige Bevormundung und Verdummung des Volkes, auf dass die Privileg-Ressourcen der obersten Macht- und Kapitalverwalter auf ewig bestehen bleiben mögen.
Kirchliche Drohgebärden der jenseitigen Art, die gesellschaftliche Ausgrenzung alternativer Lebensformen und Andersdenkender, wie auch wirtschaftsorientierte Bildungssysteme der ansonsten für eine ausreichende Lebenskompetenz eher unbefriedigenden Inhalte sind die altneuen Instrumente bürgerlicher Entmündigung. Manifestiert in der fest verwurzelten Abwärtshierarchie der Unterwürfigkeit: Kirche - Wirtschaft - Staatswesen - Schule - Kindergarten - Elternhaus. Etliche Bereiche unseres Lebens weisen auf vielschichtige Unterdrückungs- und Ungleichheitsgefüge zunächst von oben indoktrinierter, dann sukzessive "freiwillig" in die Generationenfolge übernommener Maßregeln und Verhaltensnormen.

Indes, die Welt gehört dem, der sich von der Nabelschnur genormter Normalität losschneidet, um seinen individuellen Entfaltungsmöglichkeiten freien, gleichwohl rücksichtsvollen Lauf zu lassen. Oberste Maßregel für die gesamte Weltgemeinschaft muss das konstruktive Miteinander im nach allen Seiten offenen Gefüge einer natürlichen Ethik werden. In der konsequenten Demokratisierung aller Lebensbereiche mithilfe eines aufgeklärten, selbstbewussten und weitsichtigen Geistes aller Weltbürger lässt sich unser berechtigter Anspruch auf ein Leben in Wohlstand und Glück realisieren. Daher ist es unerlässlich, den menschenfeindlichen Autokraten und Diktatoren dieser Welt konsequent und nachhaltig Einhalt zu gebieten!

Wie war doch der Name unserer Art? Homo Sapiens - Der weise Mensch? (Nicht: Der weiße Mensch!!!)

Doch, vereinzelt begegnet man dieser scheuen und weisen Lebensform. Man erkennt sie an ihrer Demut gegenüber Natur und Mitmensch. An ihrem zurückhaltenden und dennoch überaus sicheren Auftreten. An ihrer mentalen und menschlichen Größe. Auch an der Intensität, mit welcher sie die schönen Dinge des Lebens in sich aufnimmt und verteidigt. Man findet sie hauptsächlich auf den Hochebenen der Einfühlsamkeit, weit ab von den kreischenden Schluchten profitgetriebener Gefühlsverengung. Wo sie auftaucht, spürt man gleich den warmen Glanz der Menschlichkeit. Diese edle Kultur des weisen Respekts vor dem Wohlergehen des Anderen, ohne das sich unser eigenes Lebensglück in nicht allzu ferner Zeit in der Brutalität des weltweiten Überlebenskampfes der Vernachlässigten verlieren wird.

"Wenn eine Gesellschaft den Vielen, die arm sind, nicht helfen kann, so kann sie auch Jene nicht retten, die reich sind!"

John Fitzgerald Kennedy
35. US-Präsident, 1917 - 1963

Wir, die United People Of Europe, treten an, der Welt ein menschlicheres und somit attraktiveres Antlitz zu geben, wenigstens hier in Europa!